Eines Tages, auf dem Heimweg ins Neyphu Tal, legte einer der in der Gegend bekannten Bauern eine Pause ein, bevor er seinen letzten Wandertag antrat. Er stellte seine Taschen mit Tabakblättern auf den Boden ab und legte sich mitten im Bergwald für ein wohlverdientes Nickerchen nieder. Doch statt der erwarteten Stille und dem gelegentlichen Vogelgesang hörte er fröhliche Stimmen aus dem Wald. Seine Neugier war geweckt, denn normalerweise versammelten sich dort zu dieser Tageszeit doch keine Menschen. Also stand er auf und folgte dem Geräusch. Es war ein anstrengender Weg, doch plötzlich entdeckte er eine versteckte Öffnung im Berg, die zu einer von Sonnenlicht durchfluteten Höhle führte. Drinnen fand er ein Paradies vor, wie er es noch nie gesehen hatte: Ein fröhliches Miteinander von Menschen aller Art, die zusammen sangen und tanzten. Wärme erfüllte sein Herz. Es gab weder Armut noch Leid, nur Harmonie und Glück. Er fühlte sich wie in einem Traum an, voller Frieden. 

Als er die Höhle verließ, wusste er nicht, wie viel Zeit er dort verbracht hatte. Er sah den Sonnenaufgang und wusste, dass er heute nach Hause und zu seiner Familie zurückkehren würde. An seinem Rastplatz angekommen, stellte er überrascht fest, dass seine Taschen zu einem großen, festen Stein geworden waren, auf dem der Tabakhaufen noch deutlich zu erkennen war. Noch einmal blickte er zurück zu dem Berg, von dem er soeben gekommen war, aber die Öffnung der Höhle war nicht mehr zu sehen. Stattdessen lag ein riesiger Felsen am Berg, als würde dieser den Eingang zur Höhle versperren.

Er begann den letzten Teil seines Weges hinunter ins Neyphu Tal. Sein Land und sein Hof begrenzten das Ta,l und als er in der Nähe war, traute er seinen Augen nicht: Ein sehr alter Mann arbeitete auf den Feldern des Bauern. Er ging auf den Mann zu und fragte, was er da auf seinem Land tat. Der Mann war überrascht und antwortete, dass das Land ihm gehöre. Seine Mutter sei vor vielen Jahren gestorben und sein Vater sei einst nach Indien gegangen und von dort nie zurückgekehrt. Es versammelten sich mehr Dorfbewohner um die beiden Männer und dem Bauern wurde klar, dass er nicht nur sehr lange weg gewesen war, sondern auch nicht gealtert war, so wie es die anderen Dorfbewohner und sein vor ihm stehender Sohn. 

Ein Wunder war geschehen – aber welches? 
Er verstand, dass sein Aufenthalt in der Höhle ein Shangri-La gewesen war, ein Paradies auf Erden, ein Zufluchtsort von idyllischer Schönheit und Ruhe, wo die Zeit nicht existiert und die Menschen vor Bösem und Schaden geschützt sind.
Bis heute findet man den Felsen, der die Höhle verschließt, und den Tabaksstein. Es heißt, dass sich der Berg in Zeiten der Gefahr wieder öffnen wird, um den Menschen des Neyphu Tals Schutz zu bieten.